Biomüll ist ab sofort Energielieferant

Presseartikel vom 05.09.2011

Quelle: shz

Abfall aus dem ganzen Kreis wird seit 1. September in Borgstedtfelde bei Rendsburg in Strom und Wärme umgewandelt
schleswig-flensburg
Eine „für den Kreis zukunftsweisende Entscheidung“ nennt die Abfallwirtschaftsgesellschaft Schleswig-Flensburg (ASF) die neuen Wege, die sie seit dem 1. September bei der Bioabfall-Behandlung beschreitet. Man leiste von nun an einen „wertvollen lokalen Beitrag zum Klimaschutz“, habe „von der Entsorgung her ein neues Zeitalter eingeläutet“, sagt ASF-Geschäftsführer Aksel Busse.

Ab sofort werden alle im Kreis eingesammelten Bio- und Pflanzenabfälle – also pro Jahr 7000 Tonnen – nicht mehr einfach nur wie zuvor in Flensburg und zuletzt zur Überbrückung bei Peine in einer entsprechenden Anlage „normal kompostiert“. Der gesamte Biomüll des Kreises dient fortan der Energiegewinnung. Er wird in Schleswig und Flensburg umgeschlagen und nach Borgstedtfelde bei Rendsburg transportiert. Dort wird er in der Kompostanlage, die von der AWR Bioenergie GmbH für die Abfallwirtschaftsgesellschaft Rendsburg-Eckernförde betrieben wird, vergärt. Dadurch entsteht Biogas, das wiederum in Strom und Wärme umgewandelt wird. Die AWR plant, ihre Biokompostanlage für rund 1,3 Millionen Euro zu vergrößern, um noch mehr Biomüll verarbeiten zu können.

Der Kreis Rendsburg-Eckernförde ist im Bereich der Energiegewinnung aus Biomüll Vorreiter in ganz Schleswig-Holstein – und der Kreis Schleswig-Flensburg schließt sich ihm an. „Mit diesem Schritt stechen wir hervor. Hier im Norden ist das noch Neuland“, so Busse. Man sei froh, auf ein derart „hochwertiges ökologisches Verfahren“, das in der europaweiten Ausschreibung von der ASF auch gefordert worden sei, zurückgreifen zu können. Eine fortschrittliche Anlage wie in Borgstedtfelde gebe es in ganz Schleswig-Holstein nur zwei Mal. Die Transportwege dorthin seien relativ kurz, was der CO2-Minderung entgegen komme, und überhaupt werde der Kohlendioxid-Ausstoß im Kreis durch das neue Verfahren jährlich um 700 Tonnen reduziert.

Ralph Hohenschurz-Schmidt, Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsgesellschaft Rendsburg-Eckernförde (AWR), betont, dass die Bioabfall-Verwertung in Borgstedtfelde aus zwei wichtigen Komponenten besteht: „Wir holen zunächst die Energie aus dem Biomüll heraus, und danach bleibt trotzdem bodenverbessernder Qualitätskompost übrig, der vor allem von Betrieben in der Landwirtschaft sehr gut abgenommen wird.“ Mit dem Verfahren trage man dem Klimaschutzgedanken Rechnung, denn die entstehende Bioenergie erspare dem Klima Kohlendioxid, das bei der Verbrennung einer entsprechenden Menge von Kohle, Öl oder Gas freigesetzt werden würde. „Wir tun einen weiteren Schritt in Richtung regenerative Energien, ohne dass wir ein Gramm Mais oder Zuckerrüben anbauen müssen.“

Insgesamt werden seit Ende 2008 pro Jahr 30 000 Tonnen Bioabfall in Borgstedtfelde verarbeitet – doch die Kapazitäten sind schon jetzt, auch vor dem geplanten Anbau, größer: Es könnten 40 000 Tonnen sein. Busse appelliert deshalb an die Bevölkerung, noch mehr Biomüll zu sammeln. „Im Vergleich mit anderen Landkreisen liegen wir im unteren Drittel, versuchen aber, diese Menge kontinuierlich zu steigern, was uns auch gelingt.“ Im ersten Halbjahr 2011 sei im Kreis bereits eine Steigerung von acht Prozent erreicht worden – indem man die Verbraucher davon habe überzeugen können, dass durch die Sammlung von mehr Biomüll das Volumen der Restmülltonne reduziert und so Kosten gespart werden können. Hohenschurz-Schmidt ergänzt: „Man sollte sich nicht davor scheuen, auch den Fettrand des Schnitzels oder verschimmelten Käse in den Biomüll zuwerfen, denn gerade das sind gute Energielieferanten.“

Die neuen Wege bei der Biomüll-Verwertung beschreitet die ASF laut Busse erst jetzt, weil die Technik noch nicht lange ausgereift ist. „Die Verfahren waren lange nicht so begeisternd.“ Man habe bei dem neuen Projekt „einen sehr guten Marktpreis“ erzielt und werde die Gebühren deshalb – wie in den vergangenen Jahren – wohl stabil halten können. Busse hofft, dass durch die Mitnutzung der Anlage in Borgstedtfelde die Bürger im Kreis motiviert werden, „die Biotonne stärker zu nutzen“. Anna Kahlen