Elektroklau kostet Entsorger 30 000 Euro

Presseartiekl vom 25.10.2012

Quelle: shz, Dirk Jennert

In einem Container auf dem Recyclinghof am Schleswiger Haferteich werden die Altgeräte gesammelt. ASF-Geschäftsführer Aksel Busse (r.), Prokuristin Gabriele Dunker-Ulbrich und Jürgen Strube von der Kreisverwaltung achten auf eine ordnungsgemäße Entsorgung. Foto: Jennert

Wiederverwertbare Rohstoffe in Altgeräten begehrt / Abfallwirtschaftsgesellschaft und Kreis gehen gegen illegal tätige Schrottsammler vor

Schleswig. Das Prinzip ist einfach, und kostet den Verbraucher nichts: Wer Haushaltsgeräte ausrangieren will, kann sie bei den Recyclinghöfen Eggebek. Husby, Kappeln und Schleswig abgeben - oder sie bei sich zu Hause abholen lassen. Verantwortlich für die ordnungsgemäße Entsorgung ist im Kreis Schleswig-Flensburg die Abfallwirtschaftsgesellschaft (ASF). Doch das Prinzip wird zunehmend torpediert, und zwar von illegal tätigen Schrottsammlern, die mit dem Verkauf der Rohstoffe in den Altgeräten Geld verdienen wollen.

20 bis 30 Mal pro Woche schickt die ASF Mitarbeiter aus, um Altgeräte abzuholen. "Doch jede dritte Fahrt machen wir mittlerweile umsonst", sagt ASF-Chef Aksel Busse. Die von den Kunden meist am Vortag an die Straße gestellten Altgeräte werden über Nacht von anderen abgeholt. Vor allem auf Herde und Waschmaschinen haben es die Schrotthändler abgesehen. Diese Geräte enthalten besonders viel Stahl, der sich teuer weiterverkaufen lässt. Fernseher und Kühlschränke hingegen sind weniger begehrt, weil zu viel schief gehen kann. Das Glas der TV-Mattscheibe kann brechen, die umweltschädlichen Kältemittel der Kühlgeräte können auslaufen.

Letzteres ist ein entscheidender Grund dafür, dass der Gesetzgeber die Entsorgung von Elektrogeräten streng geregelt hat. Dafür zuständig ist nach den Worten von Jürgen Strube vom Kreis Schleswig-Flensburg stets ein öffentlicher Träger wie die ASF. Einzige Ausnahme: Fachbetriebe, die Neugeräte verkaufen, dürfen Altgeräte im Tausch entgegennehmen.

Entscheidend ist die sachgerechte Entsorgung. Die ASF setzt auf die Flensburger Firma Nordschrott, einen zertifizierten Verwerter. 1500 Tonnen liefert die ASF jährlich nach Flensburg, darunter sind 10 500 Herde und Waschmaschinen, 14 800 Kühlschränke, 30 000 PC-Monitore und 15 500 Fernseher. 80 Prozent des Materials fließen zurück in den Rohstoffkreislauf. Zwei Drittel davon sind Stahl. Beim letzten Drittel handelt es sich um Blei, Kunststoffe, Kupfer, aber auch Gold und Platin.

Die ASF erlöst mit dem Verkauf der Rohstoffe pro Jahr 300 000 Euro. Dieses Geld kommt dem Gebührenhaushalt zugute. Sollten diese Einnahmen wegbrechen, müsste der Verbraucher die Zeche zahlen: Die Abfallgebühren würden steigen.

Seit etwa einem halben Jahr beobachten Aksel Busse und seine Prokuristin Gabriele Dunker-Ulbrich, dass die illegalen Schrottsammler ihre Aktivitäten ausgeweitet haben. Deren Machenschaften bezeichnen sowohl der Kreis als auch die ASF als Diebstahl. Der Schaden liegt bereits bei über 30 000 Euro. Und die Sammler werden dreister. Der ASF liegen Flugblätter vor, mit denen die Schrotthändler um die Gunst der Kunden werben. Einige geben fälschlicherweise vor, im karitativen Auftrag zu handeln. Gabriele Dunker-Ulbrich hat dazu ein Informationsblatt verfasst, das in diesen Tagen an alle Kunden verteilt werden soll. Sie weist darauf hin, dass ohne Anmeldung beim Landesumweltamt niemand Sammlungen vornehmen dürfe.

Die illegalen Schrotthändler sind schwierig zu fassen. Die auf ihren Werbeblättern angegebenen Firmen sind bei den Behörden oftmals nicht angemeldet, wählt man die Handynummern der Ansprechpartner an, meldet sich nur eine Mailbox. Dennoch ist es dem Kreis Schleswig-Flensburg gelungen, den ersten ohne Erlaubnis tätigen Schrottsammler zu ermitteln. Jürgen Strube: "Gegen ihn läuft jetzt ein Verfahren."