Müllabfuhr im Eiskanal: Jede Tour wird zur Fahrt ins Ungewisse

Presseartikel vom 10.02.2010

Quelle sh:z

Arbeit unter erschwerten Bedingungen: Die Mitarbeiter der Abfuhrunternehmen (wie hier in Schleswig) tun, was möglich ist, um die Abholintervalle einzuhalten. Vor allem vereiste Straße setzen diesem Bemühen aber immer engere Grenzen. Foto: Jennert

Vor knapp zwei Wochen schien die Lage für die Müllabfuhr im Kreis schon dramatisch zu sein, inzwischen hat sich gezeigt: Es geht noch schlimmer. Wäre das Beschwerdetelefon der Abfallwirtschaftsgesellschaft ASF ein Gradmesser für die Probleme auf den Straßen - das Pendel würde einen klaren Trend zeigen. Waren es damals rund 350 Anrufe pro Tag, so laufen in der Zentrale im Schleswiger Lollfuß inzwischen um die 500 Beschwerden täglich auf. Nicht nur im ländlichen Raum, auch in den Städten kommt die Müllabfuhr zum Teil komplett zum Erliegen.

Zwar hat es in den vergangenen Tagen nicht mehr geschneit, doch die Situation für die Fahrer der zwischen 16 und 24 Tonnen schweren Abfuhrfahrzeuge hat sich dadurch nicht verbessert. Im Gegenteil: Der Wechsel von Tauwetter und knackigem Frost hat die Nebenstraße und kleineren Verbindungswege mit dicken Eispanzern versehen. Fest gefrorene Schneehügel an den Straßenrändern sorgen zudem dafür, dass ohnehin enge Fahrbahnen noch enger wurden und selbst eigentlich geräumte Strecken für die Müllfahrzeuge unpassierbar geworden sind.

Zu spüren bekommen dies nicht nur die Bürger, deren Tonnen überfüllt sind und die ihren überschüssigen Müll in Säcken sammeln müssen, sowie die Mitarbeiter in Schleswig, die am Telefon den Frust der Kunden erleben, sondern auch die Besatzungen der Fahrzeuge. Für sie wird jede Tour zu einer Fahrt ins Ungewisse. Allein am Montag rutschten drei Fahrzeuge der Firma Veolia, die im Kreis Papier abfährt, zwischen Boren, Ulsnis und Steinfeld von der Straße. Die Firma Remondis, für die Restmüll-Abfuhr zuständig, musste nach Angaben von ASF-Prokuristin Gabriele Dunker-Ulbrich allein im Januar für die Bergung verunglückter Fahrzeuge 10 000 Euro berappen.

Es fällt Dunker-Ulbrich schwer, überhaupt noch Schwerpunkte auszumachen, wo die Situation besonders brenzlich ist, weil die Probleme flächendeckend auftreten: Überall dort, wo die Abfuhr-Lkw die Hauptstraßen verlassen müssen, überlegen sich die Fahrer zweimal, ob sie die Tour wagen sollen. "Die Fahrer sind vorsichtiger geworden, schließlich tragen sie die Verantwortung für die Fahrzeuge", sagt die Prokuristin. "Und wenn es dann noch Kopfsteinpflaster gibt, bei Steigungen und engeren Kurven, dann schlagen die Fahrer die Hände über dem Kopf zusammen." So in der vergangenen Woche: Die Abfuhr der grünen Papiertonnen musste im gesamten Amt Geltinger Bucht eingestellt werden.

Wessen Müll oder Wertstoff bei den letzten Touren nicht abgeholt wurde, der wird von der ASF gebeten, diesen in handelsüblichen Säcken oder notfalls auch Einkaufstüten zu sammeln. Das gilt auch für Bioabfall. Lediglich gelbe Säcke sollten zu diesem Zweck nicht verwendet werden, sagt Dunker-Ulbrich. Im Notfall sei die ASF auch bereit, Müllsäcke kostenfrei ins Haus zu schicken, verspricht sie.

Wer dazu in der Lage sei, werde zudem gebeten, seine volle Tonne oder auch Müllsäcke bis zur nächsten, von den Müllfahrzeugen befahrbaren Hauptstraße zu schaffen. Dort würden sie geleert, beziehungsweise mitgenommen. "Die Fahrer sind entsprechend instruiert", so die Unternehmenssprecherin, die dabei auch auf Nachbarschaftshilfe setzt.

Schließlich werden Müllsäcke, ob mit Restmüll, Wertstoffen oder Bioabfällen gefüllt, auch auf den Recyclinghöfen in Schleswig, Eggebek, Husby und Kappeln kostenlos entgegengenommen.