„Retromarkt“ als Integrationsprojekt

Presseartikel vom 19.02.2011

Quelle: shz

Neue Arbeit Nord eröffnet Laden für kleine Budgets in Süderbrarup, durch den Hartz-IV-Empfänger auf Arbeitsmarkt zurückfinden sollen

süderbrarup

„3G“ – diese Bezeichnung steht für „Gut, Gebraucht und Günstig“. Mit der Eröffnung des „3G Retromarktes“ in Süderbrarup erweiterte die Neue Arbeit Nord (NAN) nun ihr Angebot. Weitere Märkte sind der „3G Möbelmark“ in Husby und der „3G Stöbermarkt“ in Kropp.

„Wir bieten Menschen mit kleinem Budget die Möglichkeit, in einer Ladenatmosphäre einzukaufen“, erklärte Dieter Hildebrandt, Geschäftsführer der NAN. Damit versuche man, im ehemaligen Textilhaus Prahm in der Bahnhofstraße 10 auch ein echtes Einkaufserlebnis zu vermitteln. Auf rund 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche seien neben Möbeln auch Kleidung, Bücher und Hausrat dekorativ ausgestellt und zu sozial verträglichen Preisen zu haben.

Der zweite und vermutlich wichtigste Aspekt sei die sinnstiftende Tätigkeit für die Mitarbeiter, die auf ALG II angewiesen seien, so Hildebrandt weiter. „In diesem Projekt werden 20 Teilnehmer in den Bereichen Verkauf, Aufarbeitung, Säuberung, Transport und Aufbau von Möbeln qualifiziert“, verrät der Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH. Und ein dritter Faktor dieses Projektes, das massiv vom Kreis Schleswig-Flensburg unterstützt wird, sei der Umweltnutzen durch erneute Verwendung nutzbarer Gegenstände, so Hildebrandt. „Es ist eine große Aufgabe, die wir der NAN erteilt haben“, sagte Landrat Bogislav-Tessen von Gerlach und erweiterte das „3G-Konzept“ auf ein „3W-Projekt“: Es sei wichtig, wertvoll und wertschätzend. „Wir müssen uns darum kümmern, dass wir Menschen, die für die Gesellschaft, aber auch für sich selbst einen hohen Wert haben und unersetzlich sind, aus der Arbeitslosigkeit heraus und in die Wiederbeschäftigung hinein führen“, gab er das Prinzip vor.

Dass dies häufig unter schwierigen Rahmenbedingungen der Fall sei und oft individuelle Probleme einer schnellen Anschlussbeschäftigung im Wege stünden, wisse man. Doch die „3G“-Geschäfte seien eine gute Antwort auf diese Problemstellung. Wertschätzung verdienten nicht nur die Gegenstände, die aufbereitet und angeboten würden. „Wertvoll sind vor allem die Menschen, die sich selbst wieder für den Arbeitsprozess aktivieren sowie integrieren und auch von der Gesellschaft als solche wahrgenommen werden wollen“, stellte der Landrat fest. Mit den Qualifikationen und Erkenntnissen, die sie aus den „3G“-Einrichtungen erhielten, könnten sie einen Mehrwert für sich selbst gewinnen, der es ihnen ermögliche, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, so von Gerlach.

„Und bislang werden die ,3G’-Geschäfte auch gut angenommen“, ergänzte Martje Haese, im Kreis Leiterin des Fachdienstes Regionale Integration. Gabriele Dunker-Ulbrich von der ASF erläuterte die Verknüpfung zwischen Abfallwirtschaft und NAN. „Abfallwirtschaft hat nicht nur mit Müllabfuhr zu tun“, holte sie aus. Zehn Prozent des Sperrmülls seien wiederverwendbar. Deshalb sei es sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll, Stoffe auszuschleusen, da dies den Gebührenhaushalt entlaste. Häufig träfen bei der ASF Anfragen zu Haushaltsauflösungen ein. In diesen Fällen verwiesen sie an die „3G“-Läden. „Die ,3G’-Mitarbeiter fahren dann zu den Kunden und transportieren brauchbare Gegenstände in Eigenleistung ab“, beschreibt sie die Arbeitsweise. Der Rest müsse dann zum normalen Sperrmüll gegeben werden. Und auch auf einer zweiten Linie funktioniere die Zusammenarbeit. „Wir konnten zwei Mitarbeiter aus dem zweiten Arbeitsmarkt in eine unserer Firmen übernehmen und sind mit ihnen sehr zufrieden“, freute sich Dunker-Ulbrich. „Mit diesem Markt bieten wir in Süderbrarup unseren sozial schwachen Mitbürgern die Möglichkeit, sich mit vernünftigen Dingen des Lebens einzudecken“, sagte Süderbrarups Bürgermeister Johannes-Peter Henningsen, der wesentlich dazu beigetragen hatte, dass der Retromarkt im jetzigen Domizil untergebracht ist. Es lohne sich, in Süderbrarup zu leben und zu arbeiten, sagte er.
ql

Wer wiederverwertbare Gegenstände hat, die er abgeben möchte, kann über Tel. 04641 / 9 86 16 32 mit dem Retromarkt Kontakt aufnehmen. Unangemeldete Lieferungen sind nicht erwünscht.