Tafel gerettet: Unternehmerin spendet Auto

Pressemitteilung

der Schleswiger Nachrichten vom 30.09.2008

Eine Welle der Hilfsbereitschaft hat die Schleswiger Tafel erreicht. Seit bekannt wurde, dass die Hilfseinrichtung in ihrer Existenz bedroht ist, weil ihr Lebensmitteltransporter nicht mehr den Vorschriften entspricht, ging eine Vielzahl an Spenden ein. Die größte Einzelspende stammt von der Unternehmerin Sybille Schmid-Sindram.
Schleswig/fil – Noch steht ein Leichttransporter vor der Tür der Tafel, sechs Jahre alt, hat 100 000 Kilometer auf dem Buckel und etliche Reparaturen hinter sich. Noch muss er für Lieferfahrten herhalten, für Touren zu Supermärkten und Einzelhändlern – und das mit Thermenboxen. Eine Notlösung nur für kurze Strecken. Eine andere Kühlmöglichkeit hat der Wagen nicht. Doch seine Tage sind gezählt. Zum Jahresende bekommt die Tafel erstmals einen Kühltransporter.
Unternehmerin Sybille Schmid-Sindram las den SN-Artikel über die Tafel, die Hauptsorge rund um das alte Gefährt, und spendete über ihre Firma „Bonus Strom“ einen Neuwagen im Wert von 50 000 Euro. „Es hat mich gerührt zu lesen, dass auch viele Kinder zur Tafel kommen.“ Es ist die bislang größte Summe für die Schleswiger Tafel, die im kommenden April ihr zehnjähriges Bestehen feiert.
Mit der Auto-Spende ist der reibungslose Betrieb gerettet. „Um aussortierte Lebensmittel von Großsponsoren zu bekommen, darf die Kühlkette nicht unterbrochen werden“, so Reinhold Pevestorf, Landesvertreter der Tafeln in Schleswig-Holstein und Hamburg, der auch als Fahrer für die Schleswiger Einrichtung unterwegs ist, Märkte in Schleswig, Silberstedt, Kropp, Böklund, Schaalby und Brodersby anfährt, zwischendurch Kartoffeln aus Treia holt, um die Ausgabestellen in der Moltkestraße und am Friedrichsberger Schulberg zu versorgen.
300 Bedürftige melden sich an, Woche für Woche, so Tafel-Leiter Günter Neubert. Die meisten stehen Schlange in der Moltkestraße: 170 Menschen holen sich donnerstags ihre Lebensmitteltüte gegen eine symbolischen Betrag von einem Euro, legen dafür Hartz-IV-Bestätigungen oder Rentenbescheide auf den Empfangstisch. „Der Hof ist dann zur Hälfte voll“, so Neubert, „tatsächlich sind viele Kinder darunter, die ihre Eltern begleiten“. Pevestorf liefert Zahlen: „30 Prozent unserer Klientel sind Kinder. Kinder aus Hartz-IV-Familien.“ Manche, berichtet Pevestorf weiter, hätten noch nicht einmal einen Euro für den Gang zur Tafel.
350 Namen befinden sich in der Kartei, hinter jedem Abholer allerdings stehen durchschnittlich drei Personen. Bleiben Lebensmittel übrig, beliefert die Tafel weitere Einrichtungen, auch für diese Fahrten wird der neue Kühltransporter gebraucht. Auf diesem Weg wird die „Suppenküche“ im „Zentrum“ am Leben erhalten, das Kochprojekt der „Zimtzicken“, zudem gibt es Kooperationen mit der „Brücke“, der Frauenwerkstatt Saheli, dem Kinderparadies in der Gallbergschule, dem Ilensee-Forum und dem Kinderspielzentrum.
Wie wichtig den Schleswigern die Tafel ist, zeigt sich an der Vielzahl der Spenden, die seit Erscheinen des SN-Berichts über die Nöte der Hilfseinrichtung eingegangen sind. Der Beitrag von Unternehmerin Schmid-Sindram ist der mit Abstand größte. Das Schlei-Klinikum gab 2000 Euro – Erlös eines Sommerfestes. Die Firma „A-T-H Versicherungen“ aus Silberstedt hat ihren Etat für Kundengeschenke gekürzt, der Tafel stattdessen 1000 Euro überreicht. Und die Abfallwirtschaftsgesellschaft Schleswig-Flensburg sammelte an ihren Info-Tagen auf der Gartenschau 120 Euro ein – dieses Geld kam an ihrer Milchshake-Bar zusammen.